Das Leitbild des Förderzentrums mit dem Förderschwerpunkt Hören in Würzburg beschreibt das Selbstverständnis und den Auftrag aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es ist verbindlicher Handlungsrahmen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen durch Engagement und Loyalität zur Erfüllung des Förderauftrags bei.
Das Leitbild ist Grundlage gemeinsamer Zielvorstellungen. Es schließt die kritische Reflexion bisheriger Entwicklungen und gegenwärtigen Handelns ein.

Jeder Mensch ist einzigartig mit jeweils individuellen Möglichkeiten und Grenzen. Sein Recht auf Selbstbestimmung, Respekt und Würde ist zu achten.

Die Entwicklung eines Menschen verwirklicht sich in Beziehungen zu anderen Menschen. Zwischenmenschliche Beziehungen sind daher für jedes Individuum lebensnotwendig und sinnstiftend. Erziehung, Bildung und Förderung nehmen Einfluss auf diesen Entwicklungsprozess.

Voraussetzung und tragendes Element der Beziehungen zwischen Menschen ist die Kommunikation.

Das Förderzentrum arbeitet im Auftrag und im Dienste der Gesellschaft. Seine Aufgaben sind die Erziehung und Bildung von jungen Menschen, die im Bereich Hören und Kommunikation besondere Angebote benötigen.

Die rechtlichen Grundlagen finden sich in den Sozialgesetzbüchern, dem Bundessozialhilfegesetz, den Gleichstellungsgesetzen des Bundes und des Landes, dem Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz, der Bezirksordnung und der Satzung der Stiftung. Das Förderzentrum stellt Angebote in den Bereichen Diagnostik, Beratung, Erziehung, Bildung, Förderung, Therapie und (Re)Habilitation bereit.

Diese Angebote finden in vorschulischen, schulischen, schulergänzenden, schulbegleitenden und (re) habilitativen Diensten den institutionellen Rahmen, der durch eine zeitgemäße Verwaltung und umfassende Versorgungseinrichtungen gesichert wird.

Die Förderangebote richten sich an Menschen mit Förderbedarf im Schwerpunkt Hören und Kommunikation. Darüber hinausgehender Förderbedarf kann bestehen in der Sprache, im Lernen, in der körperlichen und motorischen Entwicklung, im Sehen sowie in der sozialen, emotionalen und geistigen Entwicklung.

Bei entsprechendem Förderbedarf können auch hörende Kinder hörgeschädigter Eltern sowie junge Menschen mit kinder- und jugendpsychiatrischer Diagnose (z. B. mit Asperger-Syndrom) die Förderangebote des Förderzentrums nutzen.

Zur Förderung von Menschen mit erhöhtem Betreuungs- und Pflegebedarf müssen entsprechende personelle, organisatorische, sachbezogene und räumliche Voraussetzungen gegeben sein bzw. geschaffen werden können.
In der „Offenen Schule“ des Förderzentrums finden auch junge Menschen ohne sonder-pädagogischen Förderbedarf die für sie angemessenen Lern- und Förderangebote vor.

Sonder- und heilpädagogische Förderung und (Re)Habilitation in den Bereichen Hören, auditive Verarbeitung und Wahrnehmung und Kommunikation soll das Recht von jungen Menschen auf eine ihren persönlichen Möglichkeiten entsprechende vorschulische und schulische Bildung und Erziehung verwirklichen. Sie soll individuelle Fähigkeiten entwickeln und Sozialkompetenz vermitteln, zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben von Menschen mit und ohne Behinderung befähigen und zur Identitätsfindung und Persönlichkeitsbildung beitragen.

Neben den allgemeinen Bildungs- und Erziehungsaufgaben werden im Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation insbesondere Hören und Zuhören, dialogisches Verhalten, die gesprochene und geschriebene deutsche Sprache, die Deutsche Gebärdensprache, moderne Informations- und Kommunikationstechnologien sowie kompensatorische Hilfen berücksichtigt.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung dieser Förderziele sind engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich durch persönliche, soziale, methodische und fachliche Kompetenz auszeichnen. Sie setzen sich für die praktische Umsetzung des Leitbildes ein.

Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihres Verantwortungsbereiches entwickeln die leitenden Mitarbeiter/-innen Handlungsziele für ihre Abteilung und sind Motor für die Weiterentwicklung des Förderzentrums. Dabei bringen alle ihre Kenntnisse und Fähigkeiten ein und tragen Verantwortung dafür, dass die Zusammenarbeit von Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung geprägt ist. Transparentes Handeln ist für die Vertrauensbildung notwendig und Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Leitende Mitarbeiter/-innen müssen sich ihren Führungs- und Leitungsaufgaben stellen; sie werden an ihrem Führungsverhalten gemessen. Führung und Leitung beinhalten im Rahmen der gegebenen Richtlinienkompetenz die Delegation von Zuständigkeiten sowie den bewussten und zuverlässigen Umgang mit der übertragenen Verantwortung. Leitende Mitarbeiter/innen sind mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihres Aufgabenbereiches für die Arbeitsergebnisse gemeinsam verantwortlich. Wechselseitig reflektierte, korrigierende Hilfen können notwendig
sein, um Teilerfolge zu erkennen und Fehlentwicklungen rechtzeitig vorzubeugen.

Die Fortbildung aller Mitarbeiter/innen ist wesentliche Voraussetzung für eine berufliche und persönliche Weiterentwicklung. Die Ausbildung der Nachwuchskräfte ist ein gemeinsames Anliegen aller Mitarbeiter/innen.

Der fachliche interdisziplinäre Austausch im Team sowie mit anderen Bereichen des Förderzentrums ist Voraussetzung für die Verwirklichung der Leitziele und daher verpflichtend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Teamarbeit erfordert die Zusammenarbeit des Personals innerhalb eines abgrenzbaren Arbeitsbereiches. Kooperation findet statt bei der Zusammenarbeit des Personals verschiedener Arbeitsbereiche innerhalb des Förderzentrums und/oder bei der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen außerhalb der Einrichtung. Die Grenzen zwischen Teamarbeit und Kooperation sind fließend.

Team- und Kooperationsfähigkeit entwickeln sich im Prozess der gemeinsamen Arbeit. In diesem Prozess geht es darum, Alltags-erfahrungen und Zielvorstellungen sowie individuelle Kompetenzen und Arbeitsstile aller Beteiligten zu reflektieren und zu koordinieren. Die erfolgreiche Bewältigung der gestellten Aufgaben steht dabei im Mittelpunkt.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind insbesondere gefordert

  • eigene Kompetenzen und Stärken zu kennen und einzubringen,
  • die eigene Position innerhalb eines Teams einschätzen zu lernen,
  • Kompetenzen anderer anzuerkennen und zu nutzen,
  • gemeinsam Verantwortung zu übernehmen,
  • gemeinsam getroffene Absprachen verbindlich einzuhalten.

Erziehungsziele und geeignete Erziehungsmaßnahmen müssen in einem ständigen Kommunikationsprozess zwischen den am Erziehungsprozess beteiligten Personen abgestimmt werden. Eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Eltern und Fachkräften erhöht die Erfolgschancen der pädagogischen Bemühungen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Förderzentrums tragen gemeinsam mit den Eltern zur erfolgreichen Erfüllung des Erziehungs- und Förderauftrags bei, indem sie sich nachhaltig um gegenseitiges Vertrauen bemühen. Dabei stärken sie durch gezielte und wechselseitige Informationen die vorhandenen Erziehungskompetenzen.

Im Beratungsprozess werden die Möglichkeiten und Ressourcen von Eltern und Förderzentrum respektiert und berücksichtigt. Die päda-gogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Abteilungen reflektieren regelmäßig ihre eigene Erziehungs- und Beratungskompetenz.

Die Pflege und Erweiterung von Außenbeziehungen und eine offensive Öffentlichkeitsarbeit sind Aufgaben der Leitung des Förderzentrums und (unterstützend) der gesamten Mitarbeiterschaft.

Diese Aufgaben bestehen darin, 

  • die Öffentlichkeit über die Arbeit des Förderzentrums zu informieren, insbesondere über wesentliche Aspekte von Hören und Kommunikation,
  • die Anliegen der jungen Menschen mit Förderbedarf im Hören und in der Kommunikation in der Öffentlichkeit zu vermitteln und Verständnis, Akzeptanz und Interesse hierfür zu wecken,
  • Impulse zu geben für ein gutes Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung,
  • Unterstützung durch Personen des kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Lebens v. a. in der Region zu gewinnen.

Anwaltschaft und Fürsprache für junge Menschen mit Förderbedarf im Hören und in der Kommunikation müssen stets von Bevormundung abgegrenzt werden. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind deshalb gefordert, die eigenen Wertvorstellungen, Haltungen und Handlungen immer wieder kritisch zu reflektieren.

Ein regelmäßiger und zielgerichteter Meinungsaustausch mit den verschiedenen Gruppen von Menschen mit Hörbehinderung ist von hoher Bedeutung.